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15. Saline Heyersum

Bedeutung des Salzes für den Menschen

Auch wenn es heute kaum noch erkennbar ist, so hatte das Salz an sich in der Vergangenheit für Heyersum als Wirtschaftsfaktor und für die hier lebenden Menschen eine erhebliche Bedeutung. Die erste Salzgewinnung liegt zwischen 4000 und 7000 Jahre vor Christus zurück.

Da der menschliche Körper für den Aufbau Salze benötigt, entstand in der Jungsteinzeit für den Menschen ein erhöhter Salzbedarf. Dies ist auf die veränderte Nahrungsaufnahme zurückzuführen, die bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich aus tierischer Nahrung bestand. Durch den Anbau von Feldfrüchten und den systematischen Ackerbau veränderte sich die Situation und der Bedarf nach Salz.
So entstanden auf der Suche nach Salz um die Salzquellen herum verhältnismäßig dichte Siedlungen.

In der Jungsteinzeit wurde salzhaltiges Wasser verdunstet. Zunächst in Gefäßen, später durch Wasserverdampfung über offenem Feuer. Durch diese nicht ausgereifte Technik stand Salz nur in kleinen Mengen zur Verfügung und hatte einen hohen Wert.
Man nimmt an, dass es wegen der Wichtigkeit des Salzes für das menschliche Überleben auch kriegerische Auseinandersetzungen gab. Das ist zu schließen aus Massengräbern und Hügelgräbern in dichter örtlicher Nähe. Andererseits scheint es auch einen bereits organisierten Handel gegeben zu haben, da in einem Depotfund aus der Bronzespangen und Waffen entdeckt wurden, die aus dem südeuropäischen Bereich stammen.

Bedeutende Funde in Heyersum

Weitere Nachweise der Besiedlung um 4000 vor Christus gibt es durch den Steinkistenfund von 1930 oder den Depotfund von 1888 in der Nähe der heutigen Salzquelle.

Eine systematische Grabung gab es in den dreißiger Jahren durch den damaligen Arbeitsdienst.
Die Flächen unterhalb des Dröhnenberges wurden von Baumstuken befreit und die Flächen mit Dampfmaschinen umgepflügt. Es soll dabei um die 4000 einzelne Funde gegeben haben.
Aus heutiger Sicht kann vermutet werden, dass die ganze Aktion darauf abzielte, die germanische Hochkultur gegenüber Römern und Griechen zu beweisen. – Aber das ist eine Meinung.

Systematische Salzgewinnung

Bis ca. 1600 hat es offensichtlich keine systematische Salzgewinnung gegeben. Möglicherweise gab es schon kleine Gradierwerke und Salzsieden. Der Nachweis dazu ist aber relativ schwierig, weil mit Beginn des 30-jährigen Krieges im Flächenbereich eine nachhaltige Verwüstung stattfand. Somit stehen schriftliche Unterlagen erst mit Ende des dreißigjährigen Krieges wieder zur Verfügung.

Entdeckung und Erschließung der Heyersumer Quelle

1592 bis 1604 durch Herzog Heinrich Julius

Herzog Heinrich Julius von Braunschweig und Lüneburg erteilt dem Amt Poppenburg den Auftrag, den Salzbrunnen in Heyersum zu probieren und ausführlichen Bericht zu erstatten. Zu dieser Zeit gab es offensichtlich bereits eine Art Saline. Neben dem Brennholz aus dem angrenzenden Wald stand auch Steinkohle aus dem Osterwald zur Verfügung.

1618 bis 1648 Dreißigjähriger Krieg

1618 ist der Beginn des 30-jährigen Krieges, der sich zunächst auf Süddeutschland beschränkte. Im späteren Verlauf des Krieges wurde die Saline allerdings völlig zerstört.

1626 soll die Saline vermutlich von Tillys Truppen abgebrannt und gründlich verwüstet worden sein.

Der Sage nach soll angeblich ein verfolgter Reiter auf der Flucht vor Tillys Truppen im Salineteich versunken und nie wieder gefunden worden sein.

1690 bis 1815 Brabeck Fürstbischof in Hildesheim

Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges wird ein von Brabeck Fürstbischof in Hildesheim und überlässt seiner Familie die Saline zur Bewirtschaftung bis etwa 1850. Heute lässt sich vermuten, dass das der wirtschaftliche Höhepunkt der Saline war. Entsprechende Abrechnungen beweisen, dass pro Siede-Vorgang bis zu eine Tonne Salz erzeugt wurde. 1731 wird Bau des Wohnhauses in Angriff genommen.

1855 bis 1877 Oberst Witte

1855 Kauf der Saline durch Oberst Witte; Fortführung des Salinenbetriebes in bescheidener Form.

Bereits vor dem Kauf wird durch Witte ein umfassender Lageplan der damaligen Saline mit einer Betriebsbeschreibung angefertigt. Skizze und Unterlagen sind erhalten und stehen heute noch zur Verfügung. Witte war bereits vor Beginn des Baus der Marienburg Eigentümer der Saline.

1857 Baubeginn der Marienburg unter Leitung v Oberst Witte. Einstellung des Salinenbetriebes und in der Folgezeit Verfall der Betriebseinrichtungen wie Gradierwerk, Siedehaus, Schöpfräder und Holzleitungen. Ursache dafür ist der Beginn der systematische Abbau von Salz in Gruben oder unter Tage.

1900 bis 2013 Ära Wichtendahl

Um die Jahrhundertwende Kauf der Saline durch den Kunstmaler Oscar Wichtendahl.
Schaffung einer Parkanlage und Obstplantage sowie Nutzung der Flächen und Gebäude für landwirtschaftliche Zwecke. Der Salinenbetrieb wird nicht wieder aufgenommen.

2013 Nutzung als Pferdehof

Kauf der Saline durch Wichard von Hardenberg. Seither Nutzung zu Wohnzwecken und als Weideflächen für Pferde.

Schautafel von 2019


Festschrift 950 Jahre Heyersum, 1972
Dorfchronik von Heyersum, Ein Heimatbuch, 1984
Heyersumer Dorfgeschichte Band 2, 2003

welcome/dokumente/15_saline.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/07 23:32 von Werner Tödter